Wer zu spät kommt, den bestraft das Team aus Dresden. Dieser leicht abgewandelte Satz von Michail Gorbatschow kann als Essenz der heutigen 1:7 Niederlage festgehalten werden. Denn obwohl die Phönixe nach den recht zahlreichen Ausfällen (von Wurlitzer über Woldt bis hin zu Haase und Weiland) eigentlich oft dran am Gegner waren, so doch meistens eins, zwei Schritte oder Sekunden zu spät. Im Großen und Ganzen war jedoch gegen die gut stehenden und eingespielt agierenden Elbestädter aber ebenso wenig zu gewinnen, wie damals von Gorbatschov mit Glastnost und Perestroika. Glastnost, Öffnung, war leider auch das Stichwort der heutigen Abwehrleistung, nicht nur, aber wesentlich in Folge der Perestroika (der Umgestaltung), die am Kader auf Grund der vielen Fehlenden vorgenommen werden musste. Dabei feierte Sebastian sein durchaus vielversprechendes Phönixdebüt in der Abwehr, während Tino zunächst im Sturm für genau den Wirbel sorgen sollte, den er sonst von der Abwehr her entfacht.
Fassen wir die Drittel kurz zusammen: Im Gegensatz zu den vorherigen Spielen kam hier das Positive zu Anfang, nicht zum Schluss. Phönix begann konzentriert und schon in der dritten Minute konnte Jan sein drittes Saisontor nach Vorlage von Fleur feiern. Es sollte das einzige Torerlebnis der Leipziger bleiben. Zunächst stand die Abwehr auch gut und sicher, wenngleich im Verlaufe des Drittels der Druck der Dresdner kontinuierlich zunahm. Doch noch hielt die Abwehr um die Verteidiger-Paare Locke/Wranik und Unger/Winzler den Laden von Peter Fuhrmann dicht.
Das änderte sich dann nach knapp acht Minuten im zweiten Drittel, als Wittwer zum Ausgleich einschieben konnte. Gleich zwei Minuten später zappelte der Lochball erneut im Netz der Leipziger, wodurch zunehmend mehr Unruhe und Unsicherheit ins Spiel kamen. Zwar konnten die Angriffe der Dresdner über einige Minuten paroli geboten werden, aber deren doch recht aggressives Spiel und eine fehlende Entlastung im Sturm führten zu zwei weiteren Gegentoren noch vor der Schlußsirene des zweiten Drittels. Dabei fiel immer wieder auf, das individuelle Fehler der Abwehr oder beim Wechseln, diese Tore wesentlich begünstigten. Teilweise waren diese Fehler provoziert durch die Aggressivität der Dresdner, teilweise aber auch selbst durch eine zunehmende Unsicherheit des ganzen Teams verschuldet. Dass manche der Schüsse quasi quasi bananen- oder gurkenmäßig (also krumm) den Weg ins Tor fanden, ändert nichts an der Überlegenheit und Systematik der cleveren Elbestädter, die durch kluges und effektives Passspiel gerade in und um den Slotbereich von Goalie Fuhrmann die Phönixabwehr zum Schwimmen brachten.
Zudem wurde auch körperlich wenig der drohenden Niederlage entgegengesetzt. So konnte im dritten Drittel der Schaden mit drei Gegentoren, welche alle innerhalb der ersten zwölf Minuten fielen, noch in Grenzen gehalten werden. Erst gegen Ende fand man zu einer gewissen Sicherheit und dem Angriffsvermögen des Anfangsdrittels zurück, womit sich der Kreis dann auch schließt.Vielleicht insgesamt eine zu hohe Niederlage, wenn auch verdient.
Alles in Allem ging den Phönixen nach dem ersten Drittel genau so die Luft aus wie Gorbatschow und dem real existierenden Kommunismus Ende der 80er Jahre. Aber im Gegensatz zu diesem gibt es für die Leipziger die Revanchegelegenheit am 20. Februar in Chemnitz (vormals Karl-Marx-Stadt), dann mit mehr Mann an Bord und frischem Wind in den Flügeln.
Dann heißt es hoffentlich: Wer zu spät kommt, den bestraft der Phönix ;).
1. Drittel: | ||||
2:33 | Tor | 1:0 | Jan Ladiges (Florian Fischer) | FBC Phönix Leipzig |
2. Drittel: | ||||
7:56 | Tor | 1:1 | Ralph Wittwer (Lars Drießnack) | USV TU Dresden |
9:05 | Tor | 1:2 | Lars Drießnack (Albrecht Miletzky) | USV TU Dresden |
15:16 | Tor | 1:3 | Lars Drießnack (Albrecht Miletzky) | USV TU Dresden |
18:38 | Tor | 1:4 | Ralph Wittwer | USV TU Dresden |
3. Drittel: | ||||
7:15 | Tor | 1:5 | Ralph Wittwer | USV TU Dresden |
7:54 | Tor | 1:6 | Stefan Hoppe (Albrecht Miletzky) | USV TU Dresden |
11:24 | Tor | 1:7 | Lars Drießnack (Albrecht Miletzky) | USV TU Dresden |