70 Minuten Floorball-Wahnsinn! – ereignisreiche Punkteteilung im letzten Spiel des Jahres

Phönix Leipzig – USV Jena 8:8 (4:3/2:3/2:2/0:0)

Partien wie die Gestrige zwischen den Leipzigern und den Jenaern sind es, die einem die Faszination des Floorballs einmal mehr vor Augen führen und für alle Beteiligten den Reiz an dieser Sportart ausmachen: 70min Spielzeit, 16 Tore, 9 Strafen (inkl. Matchstrafe), 3 Führungswechsel, 2 Überzahltore, 2 Unterzahltore, 1 verwandelter Penalty (1min vor dem Ende) und schlussendlich doch ein faires Spiel mit vielen zufriedenen und erschöpften Gesichtern. Aber fangen wir von vorne an…

Floorball-Auftakt USV Jena gegen Phönix Leipzig, Endstand 8:8

Schon vor dem eigentlichen Beginn zeichnete sich ab, dass es kein Spiel wie jedes andere zu werden scheint. Der Gegner aus der Universitätsstadt musste sich am frühen Morgen den Gesetzen des Straßenverkehrs beugen und kam durch einen Stau verspätet in der Sporthalle der Gastgeber aus Heidenau an. Die Folge: der Spielbeginn wurde um 30min verschoben und Jena startete mit unvollständigem Kader in das Verbandsliga-Duell.

Ein drehbuchreifes Drittel als Auftakt

Die ersten Minuten zeichneten sich durch ein ruhiges Abtasten beider Teams aus, ehe die Jenaer Nationalspielerin Nathalie Berger eine Unaufmerksamkeit vor dem Phönix-Tor eiskalt bestrafte und zur 1. Führung einnetzte. Keine Minute später folgte jedoch die Antwort der Feuervögel in Person von Pascal Richter, der in diesem Moment clever im Spielaufbau störte und Tommy Kürschner, der den freiliegenden Ball aus spitzem Winkel versenkte – 1:1.
In der 13. und 14. Spielminute folgte nun die kurioseste Phase der Partie: nach dem Eintreffen der fehlenden 3 Jena-Spieler und einer 2min-Strafe für Jakob Neumann, bemerkte das Schiedsrichter-Gespann einen nicht spielberechtigten Spieler im Kader der Thüringer und vergab sogleich eine Matchstrafe. Die 4 gegen 4-Situation wurde nur 30 Sekunden später zur 4 gegen 3-Überzahl für Phönix, da ein weiterer Spieler des USV auf die Strafbank musste. Weitere 3 Sekunden später war diese bereits wieder beendet, nachdem Mikro Körner durch einen Freischlag sein erstes Saisontor erzielte. Doch damit nicht genug – Phönix erhöhte sogar 1 Minute später (in Unterzahl) noch auf 3:1 durch eine starke Einzelleistung vom Spielertrainer Tobias Schulze, um dann postwendend den 3:2-Anschlusstreffer zu kassieren. 
Gegen Ende des Drittels bekamen die Leipziger schließlich noch einmal die Gelegenheit die Führung auszubauen, da Jena durch einen Wechselfehler erneut zu viert aufs Feld musste. Doch es waren nicht die Feuervögel, die das Tor in dieser Phase erzielten, sondern die Gäste, die nach einem Fehler im Spielaufbau des FBC einen Konter geschickt im Netz unterbrachten. 3:3-Ausgleich!
Den Schlusspunkt der verrückten, ersten 20 Minuten markierte jedoch der ehemalige Jena-Spieler Philipp Zeltner, der sich nach einem Freischlag ein Herz nahm und seinen Ex-Verein mit einem 4:3-Rückstand in die Drittelpause schickte.

10 Minuten waren wahrscheinlich zu wenig, um alle bisherigen Ereignisse im Kopf verarbeiten zu können, mussten aber ausreichen, um sich zu sammeln und auf den folgenden Spielabschnitt zu fokussieren. Mit mehr Körpereinsatz und erhöhter Konzentration wollte man schließlich die Führung weiter ausbauen.

Auf und ab im Mitteldrittel

In den ersten Spielminuten gelang dies auch außerordentlich gut. Pascal Richter und Tim Müller hießen die Torschützen zum Phönix-Tor Nr. 5 und 6 an diesem Tag, bevor nach der Hälfte des Spiels die Konzentration bei den Leipzigern begann nachzulassen. Aus einem 6:3 wurde somit innerhalb von 4 Minuten ein 6:6. Daran änderte auch eine zwischenzeitliche Auszeit nichts mehr. Phönix versuchte sich jetzt nur noch heil die Drittelpause zu retten, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Dies klappte auch und somit war der Appell des Trainerteams Schulze/Zeltner, im letzten Drittel des Jahres 2019 nochmal alle Kräfte zu bündeln, um die Punkte mit in die Messestadt zu nehmen.

Phönix vs. Jena, 3.Akt

Der finale Spielabschnitt startete aus Phönix-Sicht auch deutlich souveräner als der Vorherige endete. Man spielte ruhig und überlegt, hatte die nötige Spielkontrolle, jedoch nicht das Glück auf seiner Seite. Nach 6 Minuten folgte ein erneutes Unterzahlspiel für die Feuervögel und daraus resultierend unnötigerweise auch noch das Führungstor der Gäste zum 6:7. Obwohl man den Leipzigern in der Folge den Gegentreffer nicht anmerkte und sich an der konzentrierten Spielweise nichts änderte, war es der Jenaer Lukas Kaul, der 10 Minuten vor Schluss mit seinem 6:8 Phönix mitten ins Herz traf.
Erneut stand man (nach 5 Gegentoren in Folge!) vor einer wahren Reifeprüfung, das Ruder in den letzten Minuten noch einmal rumzureißen.
In solchen Momenten ist es meist die gesammelte Erfahrung, die einem dazu verhelfen kann – und jemand mit einer solchen Floorball-Erfahrung ist Mirko Körner, der kurz vor Schluss noch einmal zeigen durfte, warum er immer noch ein wichtiger Baustein im Kader des FBC ist:
Sein 1.Streich war ein zügiges Überzahltor (nach sehenswertem Zuspiel von Max Wagner), was zum 7:8 Anschluss führte. Der 2.Streich folgte 1 Minute vor dem regulären Spielende durch einen Penalty, den er in gewohnt souveräner Manier im Tor der Thüringer unterbrachte. 8:8!

Somit bekamen alle Spieler und Zuschauer dieser turbulenten Partie noch einmal 10 weitere Spielminuten oben drauf, um dem Wahnsinn womöglich die Krone aufzusetzen.
Torchancen dafür gab es genügend, jedoch fehlte die nötige Konsequenz und man merkte beiden Teams die vergangenen 3 Drittel physisch und mental deutlich an. So verging die Verlängerung ohne nennenswerte Vorkommnisse und auch am Spielstand änderte sich nichts mehr.

Zu erwähnen bleibt, dass man eine tolle Moral als Team gezeigt hat und mit dem USV Jena auf einen fairen und ebenbürtigen Gegner getroffen ist, der einem an diesem Tag alles abverlangt hat.
Für Phönix stand durch die Punkteteilung das 2. Unentschieden der fast 10-jährigen Vereinsgeschichte zu Buche und zudem ein komfortabler 2.Platz in der Tabelle der Verbandsliga-Staffel, auf dem man nun „überwintern“ darf.

[T] Lukas Nietfeld, Noemi Dornheim, Philipp Zeltner, [C] Jakob Neumann, Maximilian Wagner, Tommy Kürschner, Pascal Richter, Vincent Hähnig, Tobias Schulze, Albrecht Süß, Gerrit Fuchs, Ralf-Tobias Diekert, Mirko Körner, Tim Müller

1. Drittel:
6:20   0:1 Nathalie Berger USV Jena
7:04   1:1 Tommy Kürschner FBC Phönix Leipzig
12:02   2′ (Überharter Körpereinsatz) Jakob Neumann FBC Phönix Leipzig
12:02   Rote Karte (MS1) nicht lizenzierter Spieler USV Jena
12:36   2′ (Bodenspiel) Tomáš Rauch USV Jena
12:39   2:1 Mirko Körner (Philipp Zeltner) FBC Phönix Leipzig
13:24   2′ (Hoher Stock) Pascal Richter FBC Phönix Leipzig
13:41   3:1 Tobias Schulze FBC Phönix Leipzig
14:18   3:2 Andreas Knauft (Tomáš Rauch) USV Jena
16:40   2′ (Wechselfehler) Jakob Erdmann USV Jena
17:56   3:3 Sebastian Rau USV Jena
19:07   4:3 Gerrit Fuchs (Maximilian Wagner) FBC Phönix Leipzig
2. Drittel:
1:00   5:3 Pascal Richter (Jakob Neumann) FBC Phönix Leipzig
3:16   6:3 Tim Müller (Vincent Hähnig) FBC Phönix Leipzig
3:30   2′ (Anheben des Stocks) Pascal Richter FBC Phönix Leipzig
11:43   6:4 Andre Walther (Jakob Erdmann) USV Jena
14:15   6:5 Joshua Reibert USV Jena
15:22   6:6 Martin Richter (Jakob Erdmann) USV Jena
3. Drittel:
3:27   2′ (Handspiel) Andre Walther USV Jena
5:34   2′ (Stockschlag) Pascal Richter FBC Phönix Leipzig
7:04   6:7 Tomáš Rauch (Lukas Kaul) USV Jena
9:57   6:8 Lukas Kaul (Maximilian Starke) USV Jena
13:48   2′ (Bodenspiel) Andre Walther USV Jena
14:06   7:8 Mirko Körner (Maximilian Wagner) FBC Phönix Leipzig
18:41   8:8, ps. Mirko Körner FBC Phönix Leipzig
Auszeiten:
FBC Phönix Leipzig 11:43 / II
USV Jena 16:32 / III